Seit etwas mehr als einem Jahr ist der Konsum von Cannabis inzwischen freigegeben. Wie liefen die ersten Monate?

Wie sieht die Bilanz aus?

Seit dem 1. April 2024 dürfen Erwachsene in Deutschland kleine Mengen Cannabis besitzen, ohne strafrechtliche Konsequenzen zu fürchten. Gleichzeitig wurde die Möglichkeit geschaffen, in sogenannten Anbauvereinen – oder „Cannabis-Clubs“ – gemeinsam Hanf anzubauen und zu nutzen. Doch laut einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) war das Interesse in den ersten vier Monaten nach der Legalisierung eher gering. Die meisten Bundesländer meldeten nur einstellige Zahlen bei den Anträgen, was höchstwahrscheinlich auf die bürokratischen Schwierigkeiten bei der Erlangung einer Anbaulizenz zurückzuführen ist.

NRW führt die Liste an

Nordrhein-Westfalen war mit 37 eingegangenen Anträgen in dem oben genannten Zeitraum Spitzenreiter unter den Bundesländern. Doch auch das ist im Vergleich zur Einwohnerzahl nicht gerade beeindruckend. In anderen Regionen bleibt es noch ruhiger: Viele Bundesländer verzeichnen bisher kaum Anträge auf die Gründung solcher Vereine.

Warum so wenig Interesse?

Es gibt mehrere mögliche Gründe für die Zurückhaltung: Zum einen sind die erwähnten bürokratischen Hürden für die Gründung eines Cannabis-Clubs recht hoch. Zum anderen schrecken viele potenzielle Interessierte vor der strengen Regulierung zurück – etwa den genauen Vorgaben zum Anbau, zur Mitgliederzahl oder zur Dokumentation. Auch Unsicherheiten über die langfristige rechtliche Lage könnten eine Rolle spielen.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die geringe Nachfrage könnte darauf hindeuten, dass das Konzept der Cannabis-Clubs noch nicht bei der breiten Bevölkerung angekommen ist – oder vielmehr, dass es schlichtweg noch nicht attraktiv genug für eine breitere Masse erscheint. Ob sich das Interesse mit der Zeit steigert oder ob andere Modelle wie der regulierte Verkauf in Shops mehr Zuspruch finden, bleibt abzuwarten.

Fazit:

Die Idee der Cannabis-Clubs klingt auf dem Papier sehr spannend, doch in der Praxis scheint sie bisher nur wenige Menschen zu überzeugen. Vielleicht braucht es einfach noch Zeit – oder eine Anpassung der Rahmenbedingungen, um mehr Menschen für diese Form des gemeinschaftlichen Anbaus zu begeistern.

Andre Tiede

Vereinsvorstand